KLIMANOT

Studienprotokoll

Das Projekt gliedert sich in 6 Arbeitspakete. Neben den Routinedaten des AKTIN-Notaufnahmeregisters werden stationäre Behandlungsdaten nach §21 KHEntG, Daten aus der interdisziplinären Notaufnahme des Klinikum Stuttgart und Befragungsdaten für die Analysen genutzt. Die aggregierten Patienten-Daten werden mit Wetter- und Umweltdaten (Temperatur, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Luftdruck, Niederschlag, UVA-Strahlung, UVB-Strahlung, NO-Gehalt, NO2-Gehalt, Ozon, PM10 und PM2,5) gekoppelt.

Auswirkungen auf Notfälle im Kindes- und Jugendalter

Ziel ist es, die Auswirkungen klimawandelbedingter Wetterveränderungen auf die pädiatrische Notfall- und Akutversorgung zu untersuchen. Hierbei steht das Spektrum der Erkrankungen und die Nutzung der Notaufnahme in Abhängigkeit von spezifischen Wetterveränderungen im Fokus. Diese Analysen verwenden Daten aus dem CEDIS-PCL und den ICD-10 Diagnosen, um das Erkrankungsspektrum abzubilden, während die Fallanzahl die Nutzung der Versorgungseinrichtungen widerspiegelt.

Hochaltrigen Notfallpatienten*innen und wetterbedingte Gesundheitsverschlechterungen

In dieser Teilstudie wird die Gesundheit hochaltriger Notfallpatienten (ab 85 Jahren) im Kontext von Wetterveränderungen untersucht. Zunächst werden retrospektive Analysen durchgeführt, um zu verstehen, wie Wetterveränderungen (z.B. Hitze) zu Gesundheitsproblemen wie Dehydratation/Exsikkose führen. Dabei werden Routinedaten aus Notaufnahmen und stationären Behandlungsdaten verwendet. Zusätzlich wird die Sensitivität für ambulante und Pflegeheim-Fälle analysiert. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird eine prospektive Erhebung durchgeführt, um den subjektiven Einfluss von Wetterveränderungen auf den Gesundheitszustand und das Funktionsniveau der Patienten zu erfassen. Ziel der Studie ist es, Hypothesen zu wetterbedingten Gesundheitsverschlechterungen zu generieren und mögliche Versorgungslücken sowie Präventionsansätze im ambulanten Bereich zu identifizieren.

Auswirkungen von Klimaveränderungen in besonderen geographischen Lagen

In einer retrospektiven Analyse wird die Notfall- und Akutversorgung unter besonderer Berücksichtigung der geografischen Gegebenheiten Stuttgarts untersucht. Hierfür werden neben Daten des AKTIN Notaufnahmeregisters auch Daten der interdisziplinären Notaufnahme des Klinikum Stuttgart berücksichtigt, die alle relevanten Informationen pro Notaufnahmevorstellung enthalten.

Extremwetterereignisse und Gesamtbevölkerung - zeitnahe Public Health Surveillance

Ziel ist es, relevante Syndrome für ausgewählte Indikatoren zu definieren, die anhand von Routinedaten (CEDIS-PCL und ICD-10) erkannt werden. Dabei wird weniger die Fallzahl als die Veränderung von Trends über die Zeit analysiert. Diese Syndrome werden in drei Stufen validiert:

  • Vergleich von exponierten und nicht exponierten Zeiträumen (z.B. während und außerhalb von Hitzewellen).
  • Direkte Validierung durch Vergleich mit stationären Abschlussdiagnosen (ICD-10).
  • Indirekte Validierung durch Abgleich mit bestehender Evidenz.

Basierend auf den Validierungsergebnissen wird die Qualität der Syndrome bewertet und eine Strategie zur Integration in die Public-Health-Surveillance entwickelt.

Retrospektive und simulationsbasierte Modellierung

Das Arbeitspaket zielt darauf ab, mathematische Modelle des maschinellen Lernens zu entwickeln, die Prädiktionen für bestimmte Wetterlagen ermöglichen. Diese Modelle berücksichtigen Korrelationen zwischen regionalen Wettereinflüssen (wie Hitze und Luftverschmutzung) und krankheitsspezifischen Faktoren (wie Alter). Wichtige demografische und klinische Merkmale werden in die Modelle einbezogen. Verschiedene Modelltypen, darunter Support Vector Machines, Feed Forward Neural Networks und Recurrent Neural Networks, werden entwickelt und mit Daten des AKTIN-Notaufnahmeregisters und Wetterdaten trainiert und validiert. Die Modelle werden mit aktuellen Notaufnahmedaten und spezifischen Patientengruppen validiert und anschließend in einer prototypischen Webanwendung in einer Klinik bereitgestellt.

Entwicklung einer Webapplikation

Es wird eine zentrale, öffentlich zugängliche Webanwendung entwickelt, die Ergebnisse der retrospektiven Analysen und Modellierungen sowie Handlungsempfehlungen und Leitfäden präsentiert. Diese Webanwendung ermöglicht der breiten Öffentlichkeit, die Modellergebnisse zur Gesundheitsprävention zu nutzen. Sie wird über die Infrastruktur des AKTIN-Notaufnahmeregisters betrieben und ist über die Projektwebsite www.AKTIN.org zugänglich.

Letzte Änderung: 12.08.2024 - Ansprechpartner:

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